GENERATIONSWECHSEL

Staffelübergabe bei den Hauswarten


Der Hauswart WERNER HAMPEL geht zum Ende des Jahres in den wohlverdienten Ruhestand. Sein Nachfolger, SIMON SCHULTZ, wird im Moment eingearbeitet. AUSBLICK-Redakteurin Sigrid Krings und AUSBLICK-Fotograf Christian Behrens haben den beiden einen Tag lang bei der gemeinsamen Arbeit über die Schulter geguckt.

Schau mal, Simon. Die Halterung war ein bisschen lose, warum auch immer. Aber jetzt hab ich es. Die alte Glühbirne war kaputt.“ Werner Hampel kniet auf einer Stufe der Eingangstreppe des Mehrfamilienhauses an der Wiesenstraße 4 in Alt-Laatzen. In der Hand hält der Hausmeister der WBG die Energiesparbirne, die er gerade ausgetauscht hat. Er reicht sie an seinen Kollegen Simon Schultz weiter. Dann schiebt er die Abdeckung der Sockellampe zurück an ihren Platz, erhebt sich und klopft den Staub von der schwarzen Arbeitshose ab. „Geschafft, es kann weitergehen“, sagt er. Gemeinsam gehen die beiden Männer in Richtung der Straße Kapellenbrink, das sind nur wenige Minuten Fußweg. Das Dienstauto kann stehenbleiben. Werner Hampel holt nur schnell einen großen blauen Müllsack und Handschuhe aus dem Caddy, denn am Kapellenbrink sollen die beiden ein ausgedientes Vogelnest beseitigen.


Zuständig für ein Gebiet

Dass sie zu zweit unterwegs sind, ist eigentlich im Hausmeisterteam der WBG nicht üblich. Jeder der insgesamt fünf festangestellten Hausmeister hat ein festgelegtes Gebiet, bei Werner Hampel ist es Gleidingen, Rethen, Alt-Laatzen und Auf der Lieth. Für dieses ist er alleine zuständig, nur im Krankheitsfall oder in Urlaubszeiten übernimmt ausnahmsweise einer der Kollegen. Das ist wichtig, denn die Mieter der WBG Laatzen sollen ihre Hausmeister kennen, sie sind ein zentrales Bindeglied zwischen Verwaltung und Mieterschaft. Bei Werner Hampel und Simon Schultz liegt im Moment eine Ausnahme vor: Werner Hampel wird bald 67 Jahre alt und geht zum Ende des Jahres in den wohlverdienten Ruhestand. Simon Schultz ist als sein Nachfolger schon im Sommer eingestellt worden, um ihm eine lange Einarbeitungszeit zu ermöglichen. „Ich versuche ihm in dieser Zeit all die kleinen Kniffe, Besonderheiten und Tricks mitzugeben, die ich mir in den vielen Jahren bei der WBG angeeignet habe“, verrät der Noch-Hausmeister zwinkernd. Bald feiert er sein 25-jähriges Arbeitsjubiläum, kurz danach verlässt er das Unternehmen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Nach insgesamt 49 Jahren Arbeitsleben freue ich mich sehr auf den Ruhestand und darauf, einfach mal nur ‚Sein‘ zu dürfen. Aber sicher wird mir das eine oder andere auch fehlen“, sagt er.


 

Hampel kennt jeden Winkel



Im unteren Laubengang des Hauses am Kapellenbrink haben die beiden Männer das verlassene Nest eines Drosselpärchens schnell gefunden. Werner Hampel wohnt selbst seit 2012 in dem 47-Parteien-Haus, er kennt jeden Winkel. Simon Schultz hebt das Vogelnest vorsichtig vom Entwässerungsrohr herunter und lässt es in den Müllsack fallen. Kurz noch die Reste abgekehrt und geguckt, ob alles wieder sauber ist – schon erledigt.


„Was haben wir jetzt auf dem Plan?“, fragt der 29-Jährige, der über einen Kumpel vom ausgeschriebenen Hausmeisterjob bei der WBG erfahren hat und sich prompt beworben hat. „In der Wiese Zwei funktioniert das Licht im Flur nicht richtig, da können wir schnell noch zu Fuß hin. Danach fahren wir raus nach Rethen“, antwortet der Ältere nach kurzer Überlegung. Die Fahrtwege möglichst zu bündeln und kurz zu halten, ist ihm wichtig, denn die Verkehrsbedingungen in Laatzen und Hannover sind im Verlauf seiner Arbeitsjahre deutlich anstrengender geworden.

In seiner Freizeit bewegt er sich am liebsten mit dem Fahrrad oder laufend fort. Also rüber in die Veranstaltungsräume der Wiese Zwei, direkt am Verwaltungsgebäude der WBG. Simon Schultz holt eine Leiter, stellt sie auf und klettert hinauf, während Werner Hampel Glühbirnen zum Wechseln holt. „An der Glühbirne liegt es nur bei der einen Lampe, die andere leuchtet immer noch nicht“, sagt der Jüngere ein paar Minuten später und Werner Hampel konstatiert: „Dann müssen wir das an einen Elektriker weitergeben, davon lassen wir die Finger.“


Die beiden packen zusammen und gehen kurz noch in der Zentrale der WBG nebenan vorbei. „Den Defekt in der Wiese Zwei können wir nicht vollständig beheben, da müsstest du bitte einen Elektriker beauftragen“, bittet Werner Hampel dort seine Kollegin Heidrun Meyer. Aufträge an andere Dienstleister erteilen die Hausmeister in der Regel nicht selbst, das übernimmt das Technikteam der WBG, zu dem auch Frau Meyer gehört.





„Nach ingesamt 49 Jahren Arbeitsleben freue ich mich sehr auf den Ruhestand und darauf, einfach mal nur ,Sein' zu dürfen.“


Werner Hampel,

WBG Hauswart


   

Nun aber geht’s ins Auto und um einige abgesperrte Baustellen in der Stadt herum bis nach Rethen. Dort wollen die beiden die drei Straßenzüge mit den Häusern der WBG abschreiten, nach dem Rechten sehen, eventuell herumliegenden Müll aufsammeln, die Müllplätze und den Spielplatz der WBG kontrollieren. Vor allem montags sei Müll ihr wichtigstes Thema, erklärt Werner Hampel, schnappt sich wieder den Müllsack und einen Greifer. Er geht voran, sein Kollege biegt zwischendurch zu den fest eingezäunten, nur mit einem Spezialschlüssel zu öffnenden Müllplätzen ab. Simon Schultz klappt eine gelbe Mülltonne auf, blickt hinein. „Ordnungsgemäß geleert“, stellt er fest. Dass das nicht immer so ist, davon können die beiden ausführlich berichten. Aber das ist ein anderes Thema. Heute ist in Rethen alles gut, auch Abfall liegt recht wenig herum.


Auf einem der schmalen Wege zwischen den Häusern kommt ihnen eine ältere Mieterin entgegen. „Wie gut, dass ich dich treffe, Werner. Dann brauche ich ja gar nicht bei der WBG anzurufen“, freut sie sich. Die beiden kennen sich schon lang, sind per du, weil Werner Hampel in Rethen aufgewachsen ist. Am Garagentor der Mieterin ist ein Band zerrissen und im Bad ist ein Schalter defekt. „Ich kümmere mich so schnell es geht darum“, verspricht der Hausmeister und stellt der Mieterin gleich noch seinen jungen Nachfolger vor. Künftig wird Simon Schultz der Ansprechpartner sein, den die Mieter im Gebiet treffen und dem sie vielleicht auch hin und wieder viel mehr als nur von Mängeln oder Schäden erzählen. So wie die Mieterin, die den beiden ein paar Minuten zuvor von ihrem Ärger über eine andere Mieterin berichtet hat. Hausmeister zu sein, das sei viel mehr als nach dem Rechten zu sehen und Kleinigkeiten zu reparieren, da sind die beiden sich einig. „Man muss nicht nur das handwerkliche Geschick mitbringen. Man muss auch zuhören können und Freude daran haben, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, beschreibt Simon Schultz.


Nach einer kurzen Mittagspause kümmern sich die beiden am Nachmittag noch um die Müllplätze bei den Grundstücken Auf der Lieth und erneuern die Beleuchtung im Keller eines Hauses. Dann endet für sie der Arbeitstag an dem Ort, wo er frühmorgens begonnen hat: beim Bauhof der WBG. „Tschüss, bis morgen“, sagt Werner Hampel und schwingt sich auf sein Fahrrad, um in Richtung seines Kleingartens zu radeln. „Bis morgen!“, erwidert sein junger Kollege, steigt in sein Elektroauto und fährt zum Krafttraining ins Fitnessstudio.

   

Den Müll im Visier:

Werner Hampel (rechtes Bild) und Simon Schultz sammeln Abfall auf und überprüfen die Müllplätze.

WERNER HAMPEL


Werner Hampel ist im Jahr 1998 zur WBG gekommen, nachdem er mehr als 20 Jahre lang in einem Unternehmen für Sanitär- und Heizungsbau gearbeitet hatte. „Ich wurde damals von der WBG angesprochen und hatte einfach Lust darauf, mit Anfang 40 nochmal etwas anderes zu machen“, erinnert er sich. Als Hausmeister profitierte er von seiner Erfahrung als ausgebildeter Sanitär- und Heizungsbauer sehr: „Vieles konnte ich selber machen“. Gefallen hat ihm besonders die Vielfältigkeit der Aufgaben, der Kontakt zu den Mietern und die Möglichkeit, viel draußen unterwegs zu sein. „Ich liebe es, mich an der frischen Luft zu bewegen, dabei ist mir das Wetter völlig egal“, sagt er. Werner Hampel geht Ende 2023 in den wohlverdienten Ruhestand. Dann möchte er gerne wieder häufiger durch die Leinemasch joggen, viel in seinem Kleingarten werkeln und Zeit mit seiner Ehefrau verbringen. Möglichst oft, hofft er, wolle er seine Tochter bei der Betreuung der eineinhalbjährigen Enkelin unterstützen. „Darüber hinaus habe ich eigentlich keine Pläne. Am allerwichtigsten ist es, gesund und fit zu bleiben“, fasst es der Rentner in spe zusammen.

SIMON SCHULTZ


Simon Schultz ist seit dem 1. Juli 2023 bei der WBG angestellt. Ab 1. Januar 2024 ist er als Hausmeister für den Bereich Gleidingen, Rethen, Alt-Laatzen und Auf der Lieth zuständig. Von der Ausschreibung der Stelle des Hausmeisters bei der Wohnungsbaugenossenschaft hat er durch einen Kumpel erfahren, den er über sein Ehrenamt als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr kennt. „Dann habe ich mich beworben und es hat für beide Seiten gepasst“, freut er sich. Bevor der 29-Jährige zur WBG kam, war er als Zeitsoldat bei der Bundeswehr und bei der Deutschen Bahn im Güterverkehr beschäftigt. „Da gab es aber viel Schicht- und Nachtarbeit, das hat mir nicht gefallen und ist mit Familie nicht besonders gut vereinbar“, sagt der Vater von einem Sohn. Als Hausmeister hat er geregelte Arbeitszeiten in Gleitzeit. Für seinen neuen Job wünscht er sich vor allem eines: „Es wäre sehr schön, wenn das Arbeitsklima unter den Kollegen so nett und gut bleiben würde. Das hatte ich in dieser Form noch nie“, sagt er.

 ,,Man muss nicht nur das handwerkliche Geschick mitbringen. Man muss auch zuhören können und Freude daran haben, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen."


Simon Schultz, WBG-Hauswart
 

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